Hi.
okapi hat geschrieben:Mich stört ein wenig die Glaubenbekenntnishaftigkeit deiner Argumentation. Deine Worte klingen für mich wie die eines Marketing Managers von PhotoLine. Die Hubers können den sicher gebrauchen. Aber was willst du mir verkaufen?
Mag sein, dass ich ein wenig pathetisch klinge. Allerdings habe ich mir zu Eigen gemacht, dass mein Engagement nur Dingen gilt, von denen ich überzeugt bin. Dass mein Gewerbe Marketing und Vertrieb ist, trägt sicher sein Scherflein dazu bei. Ich will mit meinen Einwänden in erster Linie zeigen, dass Änderungswünsche, positiv und mit Respekt formuliert, üblicherweise eine deutlich höhere Erfolgsquote haben. Den Anbieter bzw. Hersteller eines Produkts dafür anzugreifen, dass er eine individuelle Meinung hat, ist weder konstruktiv noch zielführend.
«Email is a totally unsaleable product.» Ian Sharp, Sharp Associates, 1979
okapi hat geschrieben:Ich wage zu bezweifeln, dass Adobe's Erfolg nur das Ergebnis einer Weltverschwörung ist. Ich bin bezüglich Software grundsätzlich (wenngleich natürlich nicht 100%) ideologiefrei. "Die Hubers gegen den Rest der Welt" ist lokal gesehen sicher ein netter Gag, aber etwas weiter entfernt von den heimischen Dimensionen des deutschen Sprachraums wird diese Haltung wohl eher als Borniertheit gewertet.
«Alles, was erfunden werden kann, wurde bereits erfunden.» Charles Duell, Chef des amerikanischen Patentamts, 1899
Ich habe nirgends behauptet, dass Adobe-Produkte schlecht seien. Der Erfolg basiert sicher in hohem Maß darauf, dass diese Produkte es vielen "recht machen". Welchen Anteil daran allerdings die Konditionierung der Benutzer aufgrund einer langjährigen Alleinstellung, sowie die unreflektierte Anbiederung diverser Nachahmungsprodukte mutmaßlich hat, kann ich nicht beziffern. Aber am Markterfolg hat auch Benutzerträgheit einen großen Anteil. Hätte z.B. Kolumbus seine Borniertheit aufgegeben, würden wir womöglich noch auf einer Scheibe leben. Hätte Wernher von Braun seine Borniertheit aufgegeben, gäbe es womöglich keine Raumfahrt, und somit keine coolen Bilder bei Google-Earth. Zur Innovation gehört ein ordentliches Maß Arroganz, Ignoranz und Selbstbewusstsein. Denn es gibt immer Leute, auch gut informierte, die es besser wissen und ausreden wollen.
«Es gibt nicht das geringste Anzeichen, dass wir jemals Atomenergie entwickeln können.» Albert Einstein, Entdecker der Relativitätstheorie, 1932
okapi hat geschrieben:Software ist ein Werkzeug. Es gibt Home User Werkzeug, es gibt professionelles Werkzeug. Ich weiß eigentlich nicht, was PhotoLine ist oder sein will. Wohl irgendwas dazwischen. Jedenfalls bin ich der Überzeugung, Werkzeug sollte in jedem Fall dem Benutzer entgegenkommen und nicht umgekehrt.
«640K sollten genug für jeden sein.» Bill Gates, 1981
Sowas wie der Vorschlaghammer für Frauen: Pink, leicht, mit Klappstiel, damit er in die Handtasche passt. Sieht schick aus, ist 100% auf die Zielgruppe abgestimmt, taugt halt nicht zum Wände einreißen. Oder das „Werner“-Motorrad. Sieht schweinegeil aus, hat PS, Sound, alles, was Männerherzen erfreut, hält aber nicht, was es verspricht, nämlich der «Porschekiller» bzw. schmaler gebacken der «Audikiller» zu sein (s.
Wikipedia).
Jetzt mal im Ernst: Jedes Werkzeug erfordert lernen. Wer Autofahren kann, kann noch lange nicht Busse, 38-Tonner oder Bagger fahren. Die haben zwar alle ein Lenkrad, aber dann hört es auch schon auf. Wenn „Gleichmachen“ der richtige Weg sein soll, erklär mir bitte, warum der Rückwärtsgang je nach Automarke nach über 100 Jahren Automobil mal links oder mal rechts liegt.
okapi hat geschrieben:Natürlich sollte der Werkzeugentwickler wissen, mit welchem Produkt er sich an welche Zielgruppe wendet. Auch das ist mir nicht wirklich klar. Neuen PhotoLine-Usern dürfte dies vermutlich noch weniger klar sein.
«Schön, aber wozu ist das Ding gut?» Ein Ingenieur der Forschungsabteilung Advanced Computing Systems Division von IBM zu einem Mikrochip, 1968
Ich persönlich käme nicht auf die Idee, jedes Produkt zu kaufen, weil draufsteht, es sei speziell für mich gemacht. Bei Photoline ist der Hersteller so nett und lässt mich das 30 Tage lang selbst herausfinden. Ob das geschickt ist, weil PL an vielen Stellen „anders“ und das unzureichend erklärt ist, war ursprünglich mal der Plan für diesen Thread.
okapi hat geschrieben:Wenn es sogenannte defacto Standards oder Gepflogenheiten gibt, dann nützt es nichts, "kleines gallisches Dorf" zu spielen.
«Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten - allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren.» Gottlieb Daimler, Erfinder, 1901
Zähl doch bitte mal die Standards und Gepflogenheiten auf, von denen du hier ständig sprichst. Halte dich dabei aber bitte an die Definition von „Standard“. Also nicht „In PS ist das so“, sondern in mindestens x Programmen wird diese Funktion mit identischem Ergebnis genau so ausgeführt, sowohl unter Windows und Linux und OS/X. Schön wäre, wenn du beim ein oder anderen den Nutzen dieses jeweiligen Standards erklären könntest - mal vom „es funktioniert überall so“ abgesehen.
okapi hat geschrieben:Wenn ich das Foto eines Blumentopfs verkleinern will und ich muss mich zwischen "Layout" (?) - "Dokumentgröße verändern" oder "Dokument skalieren" oder "Layout" (?) - "Seite skalieren" oder "Seitengröße verändern" oder "Ebene" - "Ebenengröße verändern" oder "Ebene skalieren" entscheiden, dann ist irgendwas falsch an der Sache. Natürlich, WIR alle wissen, was was bedeutet, was wozu dient, warum was so ist wie es ist. Fein. Aber sollte nicht der, der bloß das Foto des Blumentopfs verkleinern will, weil er es z.B. als Mailanhang schicken will, auch sein Recht als User auf gute Benutzbarkeit der Software haben?
Wo wird dem Benutzer dieses Recht in PL abgesprochen? Hier hat er mehr Möglichkeiten – die er finden kann – als in diversen anderen Produkten. Er hat also – wie von dir beschrieben – mindestens drei Wege zur Lösung. Eine davon wird er finden. Wenn in anderen Programmen „die eine“ nicht gefunden wird, bleibt der Blumentopf groß.
okapi hat geschrieben:Ich bin ja nur ein wenig weiter fortgeschritten als der User im Beispiel, aber auch ich kriege immer wieder von der Software Bretter vor den Kopf geschlagen. Wenn ich dann lese, wie akribisch und radikal solche Grundkritiken wegargumentiert werden, mutmaße ich, was PhotoLine vielleicht ist: eine Software für Fans.
«Es gibt keinen Grund dafür, dass jemand einen Computer zu Hause haben wollte.» Ken Olson, Präsident von Digital Equipment Corp., 1977
Entschuldige bitte: Was argumentierst du denn? Etwas schlecht reden ist einfach. Wenn du statt eines Rundumschlages konkrete Verbesserungsvorschläge beiträgst, würdest du deine Energie viel besser und nützlicher einbringen. Wenn nicht sofort alles umgesetzt wird, ist das jedoch keineswegs ignorant oder „wegargumentiert“, sondern hat womöglich nicht überzeugt. Da musst du dann ein gewisses Maß Borniertheit entwickeln. Aber die bringt dich nur weiter, wenn du Alternativen innerhalb des Gesamtkonzepts statt Mängel anbietest.
Grüße
NoSi