Farbtemperatur ändern

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der_fotograf
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Farbtemperatur ändern

Beitrag von der_fotograf »

Wenn ich Dias oder Negative digitalisiere, wird der Weisspunkt von der Scan-Software festgelegt. Gespeichert werden die Fotos mit dem Farbprofil ECI RGB v2 (Standard Druckindustrie, grosser Farbraum, aber kleiner als Adobe Wide oder ProPhoto).

Jetzt habe ich mich das erste Mal (ja, ja, manchmal dauert es sehr lange bei mir) mit der Veränderung der Farbtemperatur beschäftigt und bin von der Wirkung verblüfft.

Der Reihe nach: Die Scan-Software ermittelt den Weisspunkt. Wenn ich das Foto in PL öffne und die Weisspunkt-Korrektur aktiviere, kann ich mit der Pipette arbeiten oder 'Automatisch'. Da sehe ich leicht abweichende Werte, die eigentlich (schöner Gummibegriff) identisch sein sollten. Die Differenz liegt im Bereich von 2% bis 3 %, ist also vernachlässigbar.

Aktiviere ich die Farbtemperatur, wird mir leider nicht der Wert des Originals angezeigt, d.h. ich kann nur einen neuen Wert eingeben. Angeblich - laut Handbuch, was ich jetzt endlich gefunden habe - wird der Wert des Weisspunktes genommen, um die Korrektur durchzuführen. Da ich nur 'Set Color Temperature' verwende (die andere Option liefert merkwürdige Farben), werden die Fotos leicht bläulich, wie es im Schnee, am Meer oder in den Bergen und in südlichen Gefilden 'normal' ist. Bei manchen Fotos reicht ein Wert von 5500° K (Tageslicht), bei anderen nehme ich den Wert der Vorgabe 'Sun light' mit 6300° K. Optisch sieht das Foto dann schon wesentlich besser aus (ich habe ein kalibriertes Display) - so wie bei der Aufnahme. Ich gehe mal davon aus, dass die Scan-Software Farbabweichungen ausbügelt, die ich z.B. im Gebirge mit einem Filter hätte korrigieren können, was ich aber nie mache, weil ich den Charakter der Farben erhalten will.

Ich lege dann die Korrektur der Farbtemperatur als neue Ebene an. Und jetzt wird es spannend: Wenn ich dann nochmal einen Weissabgleich per 'Automatik' durchführe, verändert sich die Farbe wieder, aber nicht in den Originalzustand, sondern irgendwo dazwischen. Macht das überhaupt Sinn, nach der Modifikation der Farbtemperatur noch einen Weissabgleich durchzuführen? Irgendwie kommt mir das nicht so ganz schlüssig vor.

Mein Ziel ist, den Augeneindruck vor Ort zu erreichen, und nicht eine Allerweltskorrektur auf den Weisspunkt wie in der Digitalfotografie zu bekommen, wo der Charakter des Lichts bei unterschiedlichen Motiven praktisch immer gleich ist.

Ein Beispiel: Dieses Foto ist etwas flau, der Himmel war bei der Aufnahme blauer. Mit der Modifikation der Farbtemperatur auf 5500° K sieht das Foto natürlicher aus, weil das Umgebungslicht (Radiosity) des blauen Himmels natürlich alle erfassten Farben beeinflusst.

Bild

Nach der Korrektur der Farbtemperatur, ohne zusätzlichen Weissabgleich:

Bild
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der_fotograf
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Re: Farbtemperatur ändern

Beitrag von der_fotograf »

Oha, hat sich noch niemand mit dem Thema beschäftigt? Ich kann es kaum glauben...
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Martin Stricker
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Re: Farbtemperatur ändern

Beitrag von Martin Stricker »

Bei mir ist liegt es schon ein paar Jahre zurück, dass ich Dias gescannt habe, damals mit dem Coolscan V-ED. Was die Scannersoftware macht kommt auch auf die Einstellungen an. Ich selber würde es wenn möglich vermeiden eine Automatik die Farben korrigieren zu lassen. Am besten ist es aus meiner Sicht sich ein IT-8 Target für den verwendeten Filmtyp zu besorgen. z.B. hier http://www.targets.coloraid.de und damit den Scanner zu profilieren. Danach sollten die Farben schon weitestgehend mit dem Original übereinstimmen.
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der_fotograf
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Re: Farbtemperatur ändern

Beitrag von der_fotograf »

Die IT-8-Targets von Wolf Faust nutze ich für die Profilierung der Negativfilme. Profile habe ich mit dem Argyl CMS erstellt (Rough Profiler von Jose Pereira, nur für den Mac). Farbnegative - in diesem Fall Kodak Portra 160 und 400 - sind halt nicht einfach zu handhaben.
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