Druckdaten für die Druckerei

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Gerhard Huber
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Druckdaten für die Druckerei

Beitrag von Gerhard Huber »

Druckreife Daten zu erzeugen ist nicht so einfach, wie es dem Laien erscheinen mag. Daher hier mal diverse Tips:

Dateiformat
Ich rate dringend zu PDF.
Einfache Grafikformate, wie TIFF oder JPEG, haben den Nachteil, dass Schriften beim Druck eine schlechtere Qualität haben und dass man sich nie sicher sein kann, dass die Druckerei das eingebettete Farbprofil auch wirklich verwendet. Vektorgrafiken können in diesem Formaten nicht gespeichert werden.
EPS ist seit ca. 20 Jahren von seinem Erfinder abgeschrieben worden und durch PDF ersetzt worden.

Farbprofile/Farbraum
Wenn man vernünftige Druckdaten erzeugen möchte, muss in PhotoLine unter "Einstellungen/Farbverwaltung/Geräte" die "Farbverwaltung aktiviert" sein.
Dazu muss ein passendes Monitorprofil, falls nicht vorhanden sRGB, eingestellt sein. Die anderen Einstellungen sind nicht zwingend notwendig, können das Ergebnis aber verbessern.
Es ist nicht nötig, an die Druckerei CMYK-Daten zu liefern. Das war früher mal so und hält sich bei manchen Druckereien auch noch, besser ist es aber sRGB-Daten zu erzeugen.
sRGB
Hier werden die Dokumente - Druckdaten sollten fast immer Dokumente und keine Bilder sein - ganz normal mit RGB-Bildern angelegt. Dabei muss dem Dokument mit der Funktion "Werkzeug/Farbe/Farbprofil zuweisen" ein sRGB-Profil zugewiesen werden. Damit ist der Farbraum für die Druckerei klar definiert und in der Druckerei können die Daten dann, mit Hilfe eines für die Druckmaschine optimierten Profils, nach CMYK konvertiert werden.
CMYK
Leider gibt es immer noch Druckereien der alten Schule, die zwingend CMYK-Daten fordern. In diesem Fall würde ich dazu raten, von der Druckerei das passende Profil einzufordern. Sollte das nicht geliefert werden, kann das, mit PhotoLine gelieferte, Europe ISO Coated als Ersatz dienen. Das CMYK-Profil muss unter "Einstellungen/Farbverwaltung/CMYK" eingetragen werden. Dann wird das Dokument in RGB aufgebaut, jedoch beim Export nach PDF die Option "Farbraum: CMYK" aktiviert.

Bilder
Um die Dateien klein zu halten sollten keine unnötigen, weil nicht sichtbaren Rastergrafiken ins Dokument eingelagert werden. Bei der Größe ist auf die "dpi"-Anzeige im Attribute-Dialog unter Ebene zu achten. Der Wert sollte nicht zu klein sein, je nach Qualitätsanspruch, nicht unter 100, aber auch nicht zu groß, weil sonst Speicherplatz verschwendet wird (max. 600). Unnötige Transparenzkanäle, auch im Attribute-Dialog zu sehen, sollten vermieden werden.

Sonstiges
Es ist nicht nötig, Passermarken oder Farbmarken auf das Dokument zu setzen. Auch müssen, z.B. von Visitenkarten, nicht mehrere Exemplare auf das Dokument gesetzt werden. Druckereien haben ihre eigene "Ausschießsoftware" und erzeugen diese Dinge selbst.

Gerhard

PS: Das ist mir jetzt auf die Schnelle eingefallen. Ich werde das nach und nach vervollständigen.
akeller
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Re: Druckdaten für die Druckerei

Beitrag von akeller »

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Zuletzt geändert von akeller am Do 28 Okt 2010 19:55, insgesamt 1-mal geändert.
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pictureartwork
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Re: Druckdaten für die Druckerei

Beitrag von pictureartwork »

Schön hier nochmal eine ausführlich Info zum Thema zu haben.

Druckereien + CMYK-Daten

Meine persönliche Erfahrung ist, dass die meisten Druckereien doch CMYK erwarten!
... und bei fehlerhaften Daten keine Gewähr für das Ergebnis übernehmen.

Aber:
der sicherste Weg ist (sicher, weil falsch angelieferte Druckdaten schnell teuer werden können,
falls das Druckergebnis dadurch fehlerhaft ist und der Kunde das Produkt nicht abnimmt),
VOR dem Anliefern der Daten alle nötigen Infos bei der Druckerei einzuholen und evtl. vorgegebene
oder downloadbare Druckerfarbprofile zu nutzen.

...und immer einen PROOF (Probeandruck) zu bestellen, um eine Kontrolle
vor dem Druck zu haben.
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NoSi
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Re: Druckdaten für die Druckerei

Beitrag von NoSi »

pictureartwork hat geschrieben:Meine persönliche Erfahrung ist, dass die meisten Druckereien doch CMYK erwarten!
... und bei fehlerhaften Daten keine Gewähr für das Ergebnis übernehmen.
Die Gewähr übernehmen sie nie, wenn man PDF einschickt. Dafür hat man ja als "Anlieferer" die Daten "druckfertig" erstellt und es ja dann wohl „genau so“ will.
pictureartwork hat geschrieben:VOR dem Anliefern der Daten alle nötigen Infos bei der Druckerei einzuholen und evtl. vorgegebene
oder downloadbare Druckerfarbprofile zu nutzen.
Das ist «muss». Dort steht dann häufig, dass es eben doch CMYK sein soll (s.o.). Wobei das mit dem CMYK-Export von PL eigentlich eher nebensächlich ist. Zumindest mache ich mir mit PL diesbezüglich keine Gedanken mehr und bin noch nie wirklich reingefallen. Höchstens, dass mal Farben leicht kräftiger/schwächer waren, als erwartet. Das kann jedoch auch schlicht daran gelegen haben, dass es unterschiedliche Druckereien waren, die mutmaßlich unterschiedlich kalibrierte Maschinen verwenden.
pictureartwork hat geschrieben:...und immer einen PROOF (Probeandruck) zu bestellen, um eine Kontrolle vor dem Druck zu haben.
Das kann man sich imho sparen, wenn man keine verwegenen Experimente macht. Wenn der Bildschirm einigermaßen „glaubwürdige“ Farben liefert und es kein Kunstdruck werden soll, lässt sich via Pipette schon ganz gut sichern, dass das Resultat das wird, was man haben will. Wenn man immer mit der selben Druckerei arbeitet, die einigermaßen moderne Maschinen hat, darf man von einer hohen Reproduktionssicherheit ausgehen. Wobei selbst ein Wiederholungsauftrag nicht zwingend völlige Übereinstimmung liefert. Im „normalen Leben“ sieht das aber kaum jemand bis keiner.

Grüße
NoSi
Screencasts zu Photoline: http://www.buoa.de • Win 10x64 / PL64, immer und ausschließlich die aktuellste Beta-Version.
beiti
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Re: Druckdaten für die Druckerei

Beitrag von beiti »

Ich experimentieren gerade mit der PDF-Ausgabe von PhotoLine im Hinblick auf Druckdatenerstellung.

Offenbar gibt es im PDF-Format keine Möglichkeit, Schatten oder andere transparente Bereiche darzustellen. Sobald etwas Derartiges im Layout vorkommt, exportiert PhotoLine alles als Pixelgrafik. Das gilt auch für Texte und andere Vektorelemente. Für die neu erzeugten Pixelgrafiken wird dann ein Stück des darunterliegenden Bildes übernommen, soweit die Überlappung nötig ist.
Im Adobe Reader sieht alles perfekt aus. Öffnet man jedoch die erzeugte PDF wieder mit PhotoLine und verschiebt einzelne Elemente, wird sehr deutlich, wie der Export arbeitet:
http://pics.abula.de/pdf-export.jpg

Sind diese Eigenheiten des PDF-Exports irgendwo dokumentiert?
Funktioniert diese Überlappung zuverlässig im späteren Offsetdruck, d. h. besteht hier keine Gefahr einer Verschiebung oder sonstigen Kantenbildung?
Gibt es einen "sicheren Weg", um Vektorelemente als solche zu erhalten? Könnte man z. B. eine Schrift mit Umrandung und Schatten nicht so exportieren, dass lediglich der Schatten über Pixelgrafik ezeugt wird, während Schrift und Umrandung Vektoren bleiben (damit etwa der schwarze Rand scharf mit schwarzer Farbe gedruckt wird)? Oder müsste ich das manuell anlegen (also die Umrandung irgendwie als zusätzliche Ebene drüberlegen)?
Wie handhaben das die "professionellen" DTP-Programme?
bkh
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Re: Druckdaten für die Druckerei

Beitrag von bkh »

Was mit der Transparenz beim PDF-Export passiert, kannst du unter Einstellungen->Datei->PDF festlegen. Du kannst also auch 1-Bit-Transparenz verwenden und den Schatten rastern lassen. Mehr kann das von PL verwendete PDF 1.3 nicht. Richtige Transparenz gibt's wohl erst ab PDF 1.4.

L.G.

Burkhard.
beiti
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Re: Druckdaten für die Druckerei

Beitrag von beiti »

Die sicherste Methode dürfte dann sein, alle Elemente, die sowieso als Pixelgrafiken eingebaut werden, zu einer gemeinsamen Hintergrundebene zusammenzurechnen. Das, was als Vektoren an die Druckerei gehen soll, muss dann in separaten Ebenen vorliegen. Zum Beispiel könnte der Schatten einer Schrift als Pixelgrafik Teil des Hintergrundbildes werden, während man die Schrift selber und evtl. ihre schwarze Umrandung als Vektorgrafik belässt.
beiti
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Re: Druckdaten für die Druckerei

Beitrag von beiti »

Es ist nochmal eine Frage aufgetaucht, und zwar die Farbe Schwarz betreffend:

Wenn man innerhalb des zu druckenden Dokumentes einen Text oder eine Vektorgrafik in schwarzer Farbe zunächst mit Hilfe der RGB-Regler anlegt (also Rot 0 - Grün 0 - Blau 0) und später auf die CMYK-Regler umstellt, ergeben sich ganz krumme Werte (Zyan 95.3 % - Magenta 95.3 % - Gelb 45.1 % - Schwarz 95.3 %).

Nach meinem Verständnis würde das bedeuten, dass die Schrift dann nicht mit reiner schwarzer Druckfarbe, sondern mit einer gerasterten Zusammensetzung aller vier Grundfarben erzeugt wird. Und das wäre ja nicht erwünscht.

Andererseits empfehlen manche Druckereien, man solle größere schwarze Flächen (z. B. einen deckend schwarzen Hintergrund) mit Schwarz 100 % und zusätzlich Magenta 100 % anlegen, damit die Schwärzung noch satter wird. Insofern sollte ja motivabhängig eine Wahlmöglichkeit bleiben, wie man das Schwarz zusammensetzt.

Wie arbeitet PhotoLine hier - insbesondere beim PDF-Export in CMYK?
bkh
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Re: Druckdaten für die Druckerei

Beitrag von bkh »

beiti hat geschrieben:Wenn man innerhalb des zu druckenden Dokumentes einen Text oder eine Vektorgrafik in schwarzer Farbe zunächst mit Hilfe der RGB-Regler anlegt (also Rot 0 - Grün 0 - Blau 0) und später auf die CMYK-Regler umstellt, ergeben sich ganz krumme Werte (Zyan 95.3 % - Magenta 95.3 % - Gelb 45.1 % - Schwarz 95.3 %).
Das ist normal. Wie du schon schreibst, wird zur Erhöhung der Deckkraft nicht nur reines Schwarz genommen, sondern es werden noch andere Farben zugemischt. In welchem Verhältnis das geschieht, legt das ICC-Profil fest. Dabei muss das Profil möglichst genau zu Druckfarben und Papier passen.

L.G.

Burkhard.
and
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Re: Druckdaten für die Druckerei

Beitrag von and »

beiti hat geschrieben:(…) ergeben sich ganz krumme Werte (Zyan 95.3 % - Magenta 95.3 % - Gelb 45.1 % - Schwarz 95.3 %).

Nach meinem Verständnis würde das bedeuten, dass die Schrift dann nicht mit reiner schwarzer Druckfarbe, sondern mit einer gerasterten Zusammensetzung aller vier Grundfarben erzeugt wird. Und das wäre ja nicht erwünscht.
Im Offsetdruck z. B. ist es durchaus nachteilig, wenn sich schwarz zu druckender Text aus allen vier Prozeßfarben zusammensetzt, zumal bei über 300% Farbauftrag. (Sowas hätte man früher jedem Beteiligten um die Ohren gehauen. — Zurecht!) Schwarzer Text sollte ausschließlich aus Prozeßfarbe Schwarz bestehen, es sei denn, man kann ihn als „Fläche“ betrachten, also vielleicht ab 200 Punkt oder so. Aber selbst dann würde man niemals 4c drucken (s. u.).
Andererseits empfehlen manche Druckereien, man solle größere schwarze Flächen (z. B. einen deckend schwarzen Hintergrund) mit Schwarz 100 % und zusätzlich Magenta 100 % anlegen, damit die Schwärzung noch satter wird. Insofern sollte ja motivabhängig eine Wahlmöglichkeit bleiben, wie man das Schwarz zusammensetzt.
… oder alternativ 100% Schwarz und 50% Cyan, je nachdem, ob die Fläche eher warm oder kühler bzw. neutraler wirken soll.
Windows 10 64 Bit You better watch out, there may be dogs about.
beiti
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Re: Druckdaten für die Druckerei

Beitrag von beiti »

Ich habe jetzt ein wenig mit dem PDF-Export rumprobiert.

Wenn man dort den Farbraum auf "unverändert" stellt, bleibt jedes Element so, wie man es angelegt hat - ganz egal, ob dem Dokument insgesamt ein RGB- oder CMYK-Farbraum zugewiesen war. Da kann es durchaus passieren, dass man versehentlich eine bunte Mischung aus RGB- und CMYK-Elementen einbaut. Ich finde auch keine Stelle im Programm, wo man angezeigt bekäme, ob ein Element in RGB oder CMYK vorliegt.

Stellt man den Exportfarbraum auf "CMYK", werden RGB-Vektorelemente entweder in Graustufen (wie im Fall der schwarzen Farbe) oder in CMYK-Werte umgerechnet. Stellt man bewusst z. B. 50 % Cyan für eine schwarze Fläche ein, bleibt dies erhalten. Also der PDF-Export mit Exportfarbraum CMYK scheint den gröbsten Fehlern vorzubeugen.